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Themen und Köpfe

Was bedeutet die "Zeitenwende" für Wirtschaft, Forschung und Politik?

 
Dr. Franziska Brantner
MdB, Parlamentarische Staatssekretärin, Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK):
"Ja, wir müssen in unserer Innovationspolitik noch flexibler und agiler werden. Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur mit technologischen und nichttechnischen Innovationen bewältigen. Da ist es gut, dass das BMWK mit seiner technologieoffenen und technologiespezifischen Innovations- und Industriepolitik breit aufgestellt ist. Das bestehende Förderportfolio werden wir, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, weiterentwickeln und im Hinblick auf unsere politisch-strategischen Ziele anpassen. Hierzu werden wir auch den Dialog mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Gruppen führen. Denn unsere Innovationspolitik wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie breit mitgetragen wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklung ist die Steigerung der Innovationssouveränität – und damit einhergehend die Steigerung der digitalen und technischen Souveränität – unverzichtbar. Dies ist eine Top-Priorität des BMWK. Unser Fokus dabei: Handlungsfähigkeit und Resilienz erhöhen sowie Abhängigkeit und Verwundbarkeit reduzieren. Wir verfolgen dabei einen europäischen und dezidiert nicht-protektionistischen Ansatz. Wir wollen unsere Stärken stärken, nicht andere schwächen."

Prof. Dr. Uwe Cantner, Vorsitzender, Expertenkommission für Forschung und Innovation:
"Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sind in Krisenzeiten aufgefordert, die rückläufigen Ressourcen strategisch klug einzusetzen. Um die Bedarfe auszubalancieren, ist eine mittel- bis langfristig ausgerichtete F&I-Strategie mit klaren Prioritätensetzungen von zentraler Bedeutung. Diese Strategie muss auf Krisenfälle vorbereitet sein, indem sie Veränderungen von Zielsetzungen und Etats schon konzeptionell mitberücksichtigt."

Prof. Dr. Gerald Haug, Präsident, Leopoldina:
"Drei große Herausforderungen für Deutschland gehören zusammen: die Weiterentwicklung der vielfältigen Wissenschaftslandschaft, die Sicherung eines Spitzenplatzes unter den Innovationssystemen und die Transformation zur klimaneutralen Gesellschaft. Es ist wichtig, dass Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gemeinsam über Strategien diskutieren, die diese drei Herausforderungen unter veränderten geopolitischen Bedingungen gemeinsam im Blick haben."

Prof. Dr. Michael Kaschke, Präsident, Stifterverband:
"Trotz kurzfristiger Entscheidungen, um die unmittelbaren Folgen der Krisen abzufedern, ist ein langfristig orientierte Transformationspolitik notwendig. Deutschland braucht eine Gesamtstrategie für die wirtschaftliche und technologische Zukunft, um sich krisenfester aufzustellen und seine Innovationspotenziale zu entfalten. Dabei sollte die Politik konsequent ressortübergreifend handeln und Wissenschaftsförderung ganzheitlich denken. Mit einer neuen Balance von Regulierung, Förderung und Investitionen sowie mit neuen Allianzen von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und breiterer Öffentlichkeit ließe sich die Transformation erfolgreich gestalten."

Dr. Thomas Sattelberger MdB, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesministerium für Bildung und Forschung:
"Transformation als politische Langfristaufgabe und akute Krisenbewältigung gehören zusammen: Die Pandemie hat gezeigt, wie eng Gesundheit, soziale, digitale und ökonomische Themen miteinander verknüpft sind. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine führt uns vor Augen, wie eng Geopolitik, Ressourcenverfügbarkeit und die Energiewende zusammenhängen. Es geht jetzt darum, Zukunft vorausschauend zu gestalten und die technologische Souveränität Deutschlands und Europas zu sichern und zu erhöhen. Forschung und Innovation spielen dabei eine Schlüsselrolle. Die Wissenschaft gibt uns Lösungen an die Hand, die wir brauchen, um akute Krisen erfolgreich zu bewältigen. Und sie schafft die strategischen Grundlagen für eine erfolgreiche Transformation."

Dr. Georg Schütte, Generalsekretär, VolkswagenStiftung:
"Allen aktuellen Tendenzen der Abschottung und Renationalisierung zum Trotz: Die großen Transformationsprozesse werden sich nur durch globale Kooperation bei Forschung und Entwicklung bewältigen lassen. Resilienz beweisen wir, wenn es gelingt, sich immer wieder auf veränderte politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen einzustellen – ohne die Orientierung zu verlieren. Der Forschungsgipfel bietet die Chance, sich in der akuten Krise neu zu verorten."